Projekte
Abgeschlossene Projekte:
"Ländliche Lebenswelten im Wandel am Beispiel St. Georgen / Lavanttal"
Im Rahmen einer Fallstudie über die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in St. Georgen im Lavanttal wurden Ergebnisse über die Veränderungsprozesse, die den ländlichen Raum im 20. Jahrhundert gestaltet haben, erhoben. St. Georgen befindet sich wie viele ländliche Gemeinden in Österreich in einer schwierigen Umbruchsituation, die durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, durch einen rasant voranschreitenden Globalisierungsprozeß, durch Transformation und Verlust überkommener Lebensformen, aber auch durch eine Aufbruchsstimmung im Zusammenhang mit einer Reihe innovativer Projekte geprägt wird.
"Schenken und Nehmen aus der Perspektive der historischen Anthropologie"
In der Sozialgeschichte wurde der Stellenwert von Symbolen und symbolischem Handeln im Alltagsleben vernachlässigt. In der Geschichtsforschung wurde erst in den letzten 20 Jahren ein Zugang zur Erforschung und Deutung der "Selbstverständlichkeiten" im alltäglichen Interaktionsgeschehen eröffnet. Die Beschreibung, Dokumentation und Analyse von Ritualen, Bräuchen und symbolischen Handlungen schafft einen Zugang zu der "Innenseite", zu den unausgesprochenen Selbstverständlichkeiten von Gesellschaften.
In einer Welt, in der Massenproduktion und -konsum zentrale Phänomene der Wirtschaft sind, fehlt zunehmend das Verständnis für die große Bedeutung, die Gaben, Schenken und Schatz in den vorindustriellen Gesellschaften hatten. Wirtschaftliches Handeln als Austausch von Gütern und das Spektrum von Einstellungen und Haltungen, die damit verbunden waren und sind, hat seine Wurzeln im Austausch von Geschenken und Gaben zwischen Individuen und Gruppen. In Gesellschaften, in denen die Eigentumsverhältnisse - gebunden an ständische Ordnungen und Hierarchien - stabiler, der Reichtum an materiellen Gütern kleiner und die Ressourcen besonders knapp waren, hatte die Transferierung von Eigentum im Wege des Gebens, Schenkens, Opferns, Vermachens einen viel größeren Stellenwert als in den gegenwärtigen Konsumgesellschaften. Die sozialen Funktionen und Bedeutungen von Gaben und Geschenken reichten von der Beschwichtigung der Götter, von dem Wunsch, göttliches Handeln im Sinne der eigenen Interessen zu beeinflussen, über die Belohnung und Ausstattung von Gefolgsleuten bis hin zu den wichtigen wirtschaftlichen Transaktionen bei der Verbindung von Familien durch Heirat und der Übergabe von Eigentum zwischen den Generationen.
"Mensch und Tier. Aspekte einer sich wandelnden Beziehung"
Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes zeigen den Wandel der menschlichen Vorstellungswelt und Begrifflichkeit über die Tiere. Hierher gehören die "alltäglichen", die religiösen und die wissenschaftlichen Vorstellungen über die Tiere, deren Veränderung und die Darstellung des Bedingungsfeldes, in dem diese Veränderungen stattfanden und -finden. Das Forschungsprojekt dokumentierte die vielfältigen Nutzungsbeziehungen, in die der Mensch die Tiere gestellt und die Verwertungen, denen er sie unterworfen hat. Von Anbeginn der Geschichte bis in die Gegenwart dienten die Tiere dem Menschen als Nahrungsmittel. Er bemächtigte sich ihrer über viele Jahrhunderttausende durch die Jagd, und erst in den letzten Jahrtausenden - in einem eine Reihe von Tierarten betreffenden Domestikationsprozeß - durch eine immer systematischere Zucht. Das Forschungsprojekt ging jedoch auch auf die immer noch wachsende Bedeutung von Haustieren im urbanen Raum ein.
"Politische Symbole und Rituale. Ost- und Westeuropa nach der Wende im Vergleich"
Die Forschungen analysierten Bedeutung und Funktion von Symbolen und Ritualen des Politischen im Ost-West-Vergleich und in einer historischen Perspektive, die das Zusammenbrechen der kommunistischen Regime in das Blickfeld nimmt. Systematisch wurde der Frage nach der grundsätzlichen Bedeutung der politischen Repräsentation und der Darstellung politischer Inhalte im Medium von Ritualen und Symbolen nachgegangen. Durch einen genauen Blick auf die Ausdrucksformen sozialistischer Selbstdarstellung werden politische Systemgrenzen rekonstruiert; der Systemwechsel wird jedoch auch im Wandel bzw. im radikalen Bruch in der symbolischen Repräsentation gezeigt. Der Blick auf Inhalte und Veränderung in der Symbolik der ehemaligen Ostblockstaaten macht zugleich auch eine Dechiffrierung westeuropäischer Staatssymbole und -rituale möglich. Das jähe Verschwinden der "zweiten Welt" hat nicht allein die Symbolwelten der ehemaligen "Ostblockstaaten" gestürzt, sondern auch die Symbolisierung des Westens in Bewegung gebracht. Die Forschungsergebnisse leisten einen Beitrag, die Veränderungsdynamik in politischen Inhalten und Symbolen zu verstehen.
"Sozial- und Mentalitätsgeschichte wirtschaftlichen Denkens und Handelns in Österreich"
Bearbeiter: A. Badinger und H. Ch. Ehalt
"Schulgeschichte und Gesellschaftsgeschichte in Österreich von der liberalen Ära bis zur Ersten Republik (1870 - 1930)"
Projektleiter: H. Ch. Ehalt, Mitarbeiter: E. G. Eder, R. Kovar, P. Melichar, W. Schurian, M. Tarmann, A. Trupp, A. Weigl, M. Welan
Weitergeführte/neue Projekte
- Schul- und Gesellschaftsgeschichte in Österreich in der Zweiten Republik (1945 - 2000)
- Landschaftsästhetik zwischen Vorprogrammierung und kultureller Prägung (gemeinsam mit Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Christa Sütterlin, Gerald Fromm, u.a.)
- Arbeit an einem Handwörterbuch der historischen Anthropologie (gemeinsam mit Ernst Gerhard Eder, Andreas Weigl, u.a.)
- Analyse und Interpretation von Formen familialer Identität (gemeinsam mit Michael Mitterauer, Josef Ehmer, u.a.)
- Körperkult und Psychoshow. Analysen zum Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit seit den 70er Jahren (gemeinsam mit Manfried Welan)
- Europäische Identitäten. Analysen über europäische Lebenswelten und Alltagskulturen außerhalb der nationalstaatlichen Identitäten (gemeinsam mit Konrad Paul Liessmann, Werner Hofmann, u.a.)
- Kunstentwicklungen und Alltagsgeschichte im 20. Jahrhundert (gemeinsam mit Eric Hobsbawm, Helmut Konrad, u.a.)